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Zusammenfassung
Beim Start des Linux-Systems wird in der Regel eine grafische Bedienoberfläche geöffnet, die Sie durch die Anmeldung und die darauf folgenden Interaktionen mit dem System führt. Obwohl grafische Bedienoberflächen zunehmend wichtiger und benutzerfreundlicher geworden sind, sind sie nicht die einzige Kommunikationsmöglichkeit mit Ihrem System. Sie können auch eine rein text-orientierte Kommunikationsmethode wählen, wie einen Kommandozeilen-Interpreter (auch Shell genannt), in den Sie Ihre Befehle eingeben. Da Ihnen Linux die Möglichkeit bietet, Shell-Fenster direkt aus der grafischen Bedienoberfläche zu starten, können Sie beide Methoden bequem nebeneinander verwenden.
Gerade bei der Administration spielen Shell-basierte Anwendungen eine besonders große Rolle, wenn Sie zum Beispiel Computer über langsame Netzwerkverbindungen steuern müssen oder Aufgaben als root
von der Kommandozeile ausführen möchten. Wenn Sie bislang noch nicht mit Linux gearbeitet haben, mag Ihnen die Eingabe von Befehlen in einer Shell vielleicht ungewöhnlich vorkommen. Sie werden aber bald feststellen, dass die Shell nicht nur für Administratoren geeignet ist, sondern häufig auch der schnellste und einfachste Weg ist, Ihre täglichen Aufgaben auszuführen.
Für UNIX bzw. Linux gibt es mehrere Shells. Die Standard-Shell in SUSE® Linux Enterprise ist Bash (GNU Bourne-Again Shell).
Dieses Kapitel befasst sich mit einigen Grundlagen, die Sie für die Arbeit mit der Shell kennen sollten. Hierzu zählen unter anderem die folgenden Themen: die Eingabe von Befehlen, die Verzeichnisstruktur von Linux, die Verwendung von Dateien und Verzeichnissen, einige der grundlegenden Funktionen der Shell, das Benutzer- und Berechtigungskonzept von Linux, eine Übersicht über die wichtigsten Shell-Befehle sowie eine kurze Einführung in den Editor vi, einem Standardeditor, der auf UNIX- und Linux-Systemen immer zur Verfügung steht.
Unter Linux können Sie die Kommandozeile parallel zur grafischen Bedienoberfläche verwenden und einfach zwischen den beiden wechseln. Um ein Terminalfenster über die grafische Bedienoberfläche in KDE zu starten, klicken Sie in der Kontrollleiste auf das Symbol für "Konsole". Klicken Sie in GNOME auf das Symbol "GNOME-Terminal" in der Kontrollleiste.
Das Konsole-Fenster bzw. das GNOME-Terminalfenster wird geöffnet. Dabei erscheint die Eingabeaufforderung (Prompt) in der ersten Zeile, wie in Abbildung 18.1, „Beispiel eines Bash-Terminalfensters“. Die Eingabeaufforderung zeigt normalerweise folgende Informationen an: Ihren Anmeldenamen (in diesem Fall tux
), den Hostnamen Ihres Computers (hier knox
) und den aktuellen Pfad (in diesem Fall Ihr Home-Verzeichnis, gekennzeichnet durch die Tilde, ~
) an. Wenn Sie bei einem entfernten Computer angemeldet sind, zeigen diese Informationen immer an, auf welchem System Sie gerade arbeiten. Wenn sich der Cursor hinter diesen Angaben befindet, können Sie direkt Befehle eingeben und an das Computersystem senden.
Ein Befehl besteht aus mehreren Elementen. Das erste Element ist stets der tatsächliche Befehl, gefolgt von Parametern oder Optionen. Sie können einen Befehl eintippen und ihn nachfolgend mithilfe von ←, →, <—, Entf und Leertaste ändern. Sie können außerdem Optionen hinzufügen oder Tippfehler korrigieren. Befehle werden erst ausgeführt, wenn Sie Eingabetaste drücken.
![]() | Keine Nachricht ist eine gute Nachricht. |
---|---|
Die Shell gibt nicht viele Meldungen aus: Im Gegensatz zu einigen grafischen Bedienoberflächen erhalten Sie normalerweise keine Bestätigungsmeldungen, wenn Befehle ausgeführt wurden. Meldungen erscheinen nur bei Problemen oder Fehlern ausgegeben. Beachten Sie dies auch bei Befehlen zum Löschen von Objekten. Bevor Sie einen Befehl zum Entfernen einer Datei eingeben, wie beispielsweise rm, sollten Sie sich sicher sein, dass Sie das betreffende Objekt wirklich löschen möchten: Es wird ohne Nachfrage unwiederbringlich gelöscht. |
Betrachten wir die Struktur von Befehlen anhand eines einfachen Beispiels: anhand des Befehls ls, , der verwendet wird, um den Inhalt eines Verzeichnisses aufzulisten. Der Befehl kann mit oder ohne Optionen verwendet werden. Durch Eingabe des Befehls ls ohne Zusatz wird der Inhalt des aktuellen Verzeichnisses angezeigt:
Anders als bei anderen Betriebssystemen können Dateien in Linux eine Dateinamenserweiterung, wie .txt
, aufweisen, müssen jedoch nicht. Daher ist es in dieser Ausgabe von ls schwierig, Dateien von Ordnern zu unterscheiden. Standardmäßig können Sie sich an den Farben orientieren: Verzeichnisse werden normalerweise in blauer, Dateien in schwarzer Farbe angezeigt.
Eine bessere Methode, weitere Details zum Inhalt eines Verzeichnisses zu erhalten, besteht darin, den Befehl ls mit einer Reihe von Optionen zu verwenden. Durch Optionen wird die Funktionsweise eines Befehls verändert, so dass Sie damit spezielle Aufgaben ausführen können. Optionen werden vom Befehl durch ein Leerzeichen getrennt und ihnen ist ein Bindestrich vorangestellt. Der Befehl ls -l
z. B. zeigt den Inhalt desselben Verzeichnisses mit allen Details an (long listing format).
Links neben den einzelnen Objektnamen werden in mehreren Spalten Informationen zum Objekt angezeigt. Die wichtigsten Informationen sind folgende: Die erste Spalte zeigt den Dateityp des Objekts (im vorliegenden Beispiel: d
für Verzeichnisse ("directory") oder -
für Dateien). In den nächsten neun Spalten werden die Benutzerberechtigungen für das Objekt angezeigt. Die Spalten 11 und 12 zeigen den Namen des Dateieigentümers und der Gruppe an (in diesem Fall: tux
und users
). Informationen zu Benutzerberechtigungen und dem Benutzerkonzept von Linux finden Sie in Abschnitt 18.2, „Benutzer und Zugriffsberechtigungen“. In der nächsten Spalte wird die Dateigröße in Byte angezeigt, danach Datum und Uhrzeit der letzten Änderung. Die letzte Spalte zeigt den Namen des Objekts an.
Wenn Sie noch weitere Informationen anzeigen möchten, können Sie zwei Optionen für den Befehl ls kombinieren und ls -la
eingeben. Die Shell zeigt nun auch verborgene Dateien im Verzeichnis an. Diese werden durch einen vorangestellten Punkt gekennzeichnet. (z. B. .verborgenedatei
).
Sie müssen sich nicht alle Optionen für alle Befehle merken. Wenn Sie den Namen eines Befehls wissen, sich jedoch hinsichtlich der Optionen nicht sicher sind, können Sie den Befehl mit nachfolgendem Leerzeichen und --help
eingeben. Die Option --help
ist für viele Befehle verfügbar. Durch Eingabe von ls --help
werden alle Optionen für den Befehl ls angezeigt.
Da die Shell keinen grafischen Überblick über die Verzeichnisse und Dateien bietet, wie beispielsweise eine Baumansicht in einem Dateimanager, ist es hilfreich, wenn Sie einige Grundkenntnisse zur Standardverzeichnisstruktur in Linux-Systemen besitzen. Sie können sich Verzeichnisse als elektronische Ordner vorstellen, in denen Dateien, Programme und Unterverzeichnisse gespeichert sind. Die oberste Ebene in der Hierarchie bildet das root-Verzeichnis, auch /
genannt. Von hier aus können Sie auf alle anderen Verzeichnisse zugreifen.
Abbildung 18.4 zeigt den Standard-Verzeichnisbaum in Linux mit den Home-Verzeichnissen der Beispielbenutzer xyz
, linux
und tux
an. Das Verzeichnis /home
enthält die Verzeichnisse, in denen die einzelnen Benutzer ihre persönlichen Dateien speichern können.
![]() | Home-Verzeichnis in einer Netzwerkumgebung |
---|---|
Wenn Sie in einer Netzwerkumgebung arbeiten, trägt Ihr Home-Verzeichnis möglicherweise nicht den Namen |
Die folgende Liste enthält eine kurze Beschreibung der Standardverzeichnisse in Linux.
Tabelle 18.1. Überblick über eine Standardverzeichnisstruktur
|
Root-Verzeichnis, Startpunkt der Verzeichnisstruktur |
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Persönliche Verzeichnisse von Benutzern |
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Gerätedateien, die Hardware-Komponenten darstellen |
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Wichtige Dateien für die Systemkonfiguration |
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Startskripts |
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Programme, die am Anfang des Startvorgangs ( |
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Alle Anwendungsprogramme und lokalen, verteilungsunabhängigen Erweiterungen ( |
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Programme, die für den allgemeinen Zugriff verfügbar ( |
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Verschiedene Dokumentationsdateien |
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Temporäre Dateien (speichern Sie keine Dateien in diesem Verzeichnis, es sei denn, diese werden nicht benötigt) |
|
Optionale Software, größere Add-On-Programmpakete (wie KDE, GNOME und Netscape) |
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Prozessdateisystem |
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Systemdateisystem, in dem alle Gerätedaten für das Kernel gesammelt werden. |
|
Systemprotokolldateien |
Um eine bestimmte Datei bzw. ein bestimmtes Verzeichnis anzusprechen, müssen Sie den Pfad angeben, der zu dem betreffenden Verzeichnis bzw. der betreffenden Datei führt. Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Pfad anzugeben:
Absolute Pfade beginnen immer mit einem Schrägstrich. Relativen Pfaden ist kein Schrägstrich vorangestellt.
![]() | Bei Linux muss die Groß- und Kleinschreibung berücksichtigt werden |
---|---|
Linux unterscheidet im Dateisystem zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. So ist es für Linux ein Unterschied, ob Sie |
Mit dem Befehl cd können Sie das Verzeichnis wechseln.
Geben Sie cd ein, um zu Ihrem Home-Verzeichnis zu wechseln.
Das aktuelle Verzeichnis wird mit einem Punkt (.
) angegeben. Dies ist hauptsächlich für andere Befehle (cp, mv, …) sinnvoll.
Die nächsthöhere Ebene in der Struktur wird durch zwei Punkte dargestellt (..
). Um beispielsweise zum übergeordneten Verzeichnis des aktuellen Verzeichnisses zu wechseln, geben Sie cd .. ein.
In Abschnitt 18.1.3, „Arbeiten mit Verzeichnissen und Dateien“ wurden relative Pfade bei der Eingabe von cd verwendet. Sie können auch absolute Pfade verwenden. Angenommen, Sie möchten eine Datei aus Ihrem Home-Verzeichnis in ein Unterverzeichnis von /tmp
kopieren:
Erstellen Sie ausgehend von Ihrem Home-Verzeichnis ein Unterverzeichnis in /tmp
:
Wenn das aktuelle Verzeichnis nicht Ihr Home-Verzeichnis ist, geben Sie cd ~
ein, um zum Home-Verzeichnis zu wechseln. Sie können von jeder Stelle im Dateisystem zu Ihrem Home-Verzeichnis wechseln, indem Sie cd ~
eingeben.
Geben Sie in Ihrem Home-Verzeichnis mkdir /tmp/test
ein. mkdir steht für „make directory“. Mit diesem Befehl erstellen Sie ein neues Verzeichnis mit dem Namen test
im Verzeichnis /tmp
. In diesem Fall verwenden Sie einen absoluten Pfad, um das Verzeichnis zu erstellen.
Geben Sie nun ls -l /tmp
ein, um zu überprüfen, was geschehen ist. Das neue Verzeichnis test
sollte nun in der Inhaltsliste des Verzeichnisses /tmp
angezeigt werden.
Erstellen Sie nun eine neue Datei in Ihrem Home-Verzeichnis und kopieren Sie sie mithilfe eines relativen Pfads in das Verzeichnis /tmp/test
.
Geben Sie den Befehl touch myfile.txt
ein. Durch den Befehl touch
mit der Option myfile.txt
wird eine neue, leere Datei mit dem Namen myfile.txt
in Ihrem aktuellen Verzeichnis erstellt.
Prüfen Sie dies, indem Sie ls -l
eingeben. Die neue Datei sollte in der Inhaltsliste angezeigt werden.
Geben Sie cp myfile.txt ../tmp/test
ein. Dadurch wird myfile.txt
in das Verzeichnis /tmp/test
kopiert, ohne den Namen der Datei zu ändern.
Prüfen Sie dies, indem Sie ls -l /tmp/test
eingeben. Die Datei myfile.txt
sollte nun in der Inhaltsliste für /tmp/test
angezeigt werden.
Um die Inhalte von Home-Verzeichnissen anderer Benutzer aufzulisten, geben Sie ls ~
ein. Im Beispielsverzeichnisbaum in Abbildung 18.4, „Auszug aus einer Standardverzeichnisstruktur“ ist einer der Beispielbenutzer benutzername
tux
. In diesem Fall würde ls ~tux den Inhalt des Home-Verzeichnisses von tux
auflisten.
![]() | Leerzeichen in Datei- oder Verzeichnisnamen |
---|---|
Wenn ein Dateiname ein Leerzeichen enthält, geben Sie entweder vor dem Leerzeichen ein Escape-Zeichen (umgekehrter Schrägstrich |
Befehle in Bash einzugeben, kann mit höherem Tippaufwand verbunden sein. Im Folgenden lernen Sie einige Funktionen von Bash kennen, die Ihre Arbeit erleichtern und Ihnen viel Tippaufwand ersparen können.
Standardmäßig „merkt“ sich Bash die Befehle, die Sie eingeben. Diese Funktion wird History genannt. Um einen Befehl zu wiederholen, der bereits eingegeben wurde, drücken Sie ↑, bis die Eingabeaufforderung den vorherigen Befehl anzeigt. Drücken Sie ↓, um sich vorwärts durch die Liste der zuvor eingegebenen Befehle zu bewegen. Verwenden Sie Strg-R, um die History zu durchsuchen.
Sie können den ausgewählten Befehl ändern, indem Sie beispielsweise den Namen einer Datei ändern, bevor Sie den Befehl durch Drücken von Eingabetaste ausführen. Um die Kommandozeile zu bearbeiten, verschieben Sie den Cursor mit den Pfeiltasten an die gewünschte Position und beginnen die Eingabe.
Die Ergänzung eines Datei- oder Verzeichnisnamens nach der Eingabe der ersten Buchstaben ist eine weitere hilfreiche Funktion von Bash. Geben Sie hierzu die ersten Buchstaben einer vorhandenen Datei oder eines vorhandenen Verzeichnisses ein und drücken Sie die →|. Wenn der Dateiname bzw. Pfad eindeutig identifiziert werden kann, wird er sofort ergänzt und der Cursor springt zum Ende des Dateinamens. Anschließend können Sie die nächste Option des Befehls eingeben, falls erforderlich. Wenn der Dateiname oder Pfad nicht eindeutig identifiziert werden kann (da mehrere Dateinamen mit denselben Buchstaben beginnen), wird der Dateiname nur so weit ergänzt, bis mehrere Varianten möglich sind. Eine Auflistung dieser Varianten erhalten Sie, indem Sie ein zweites Mal die Taste →| drücken. Anschließend können Sie die nächsten Buchstaben der Datei bzw. des Pfads eingeben und erneut die Ergänzungsfunktion durch Drücken von →| aktivieren. Wenn Sie Dateinamen und Pfaden mithilfe von →| ergänzen, können Sie gleichzeitig überprüfen, ob die Datei bzw. der Pfad, den Sie eingeben möchten, tatsächlich vorhanden ist (und Sie können sicher sein, dass er richtig geschrieben ist).
Eine weitere Komfortfunktion der Shell sind Platzhalter, die Sie verwenden können, um Dateinamen zu erweitern. Platzhalter sind Zeichen, die für andere Zeichen stehen. Bash kennt drei verschiedene Arten von Platzhaltern:
?
Stimmt genau mit einem zufälligen Zeichen überein
*
Stimmt mit einer beliebigen Zahl an Zeichen überein
[set
]
Stimmt mit einem Zeichen aus der Gruppe überein, die in den eckigen Klammern angegeben wurde und hier durch die Zeichenfolge set
dargestellt wird. Als Teil von set
können Sie auch Zeichenklassen mit der Syntax [:class
:] festlegen, wobei class zu alnum
, alpha
, ascii
usw. gehört.
Wenn Sie !
oder ^
am Beginn der Gruppe verwenden ([!set
]), wird eine Übereinstimmung mit einem Zeichen gesucht, das keinem der Zeichen entspricht, die durch set
festgelegt wurden.
Angenommen, das Verzeichnis test
enthält die Dateien Testfile
, Testfile1
, Testfile2
und datafile
.
Der Befehl ls Testfile? führt die Dateien Testfile1
und Testfile2
auf.
Der Befehl ls Testfile? führt die Dateien Testfile1
und Testfile2
auf.
Bei Verwendung des Befehls ls Test* umfasst die Liste auch Testfile
.
Der Befehl ls *fil* führt alle Beispieldateien auf.
Verwenden Sie den Platzhalter set
, um alle Beispieldateien zu adressieren, deren letztes Zeichen eine Ziffer ist: ls Testfile[1-9] oder, wenn Sie Klassen verwenden ls Testfile[[:digit:]].
Von den vier Platzhaltertypen beinhaltet das Sternchen die meisten Zeichen. Es kann verwendet werden, um alle im Verzeichnis enthaltenen Dateien in ein anderes zu kopieren oder um alle Dateien mit einem Befehl zu löschen. Der Befehl rm *fil* würde z. B. alle Dateien im aktuellen Verzeichnis löschen, deren Namen die Zeichenfolge fil umfassen.
Linux umfasst zwei kleine Programme zum Anzeigen von Textdateien direkt in der Shell: less
und more
. Anstatt einen Editor zu starten, um eine Datei zu lesen wie Readme.txt
, geben Sie einfach less Readme.txt ein, um den Text im Konsolenfenster anzuzeigen. Verwenden Sie die Leertaste, um die Seiten durchzublättern. Verwenden Sie Pfeil-Aufwärts und Pfeil-Abwärts, um sich im Text nach vorne oder hinten zu bewegen. Um "less" zu beenden, drücken Sie Q.
Statt "less" können Sie auch das ältere Programm "more" verwenden. Dies ist jedoch weniger praktisch, da Sie nicht zurückblättern können.
Das Programm "less" hat seinen Namen von dem Konzept less is more (weniger ist mehr) und kann auch verwendet werden, um die Ausgabe von Befehlen auf bequeme Art zu gestalten. Wenn Sie wissen möchten, wie dies funktioniert, lesen Sie Abschnitt 18.1.4.4, „Umleitung und Pipes“.
Normalerweise ist die Standardausgabe in der Shell der Bildschirm oder das Konsolenfenster und die Standardeingabe erfolgt über die Tastatur. Allerdings bietet die Shell Funktionen, mit denen Sie die Eingabe bzw. Ausgabe an ein anderes Objekt, beispielsweise eine Datei oder einen anderen Befehl, umleiten können. Mithilfe der Symbole >
und <
beispielsweise können Sie die Ausgabe eines Befehls in eine Datei weiterleiten (Ausgabeumleitung) oder eine Datei als Eingabe für einen Befehl verwenden (Eingabeumleitung). Wenn Sie also die Ausgabe eines Befehls, wie beispielsweise ls in eine Datei schreiben möchten, geben Sie ls -l > file.txt ein. Dadurch wird eine Datei mit dem Namen file.txt
erstellt, die eine Inhaltsliste des aktuellen Verzeichnisses enthält, welche Sie durch den Befehl ls erzeugt haben. Wenn jedoch bereits eine Datei mit dem Namen file.txt
vorhanden ist, wird mit diesem Befehl die bestehende Datei überschrieben. Sie können diese mit >>
verhindern. Durch Eingabe von ls -l >> file.txt wird die Ausgabe des Befehls ls einfach an eine bereits bestehende Datei file.txt
angehängt. Wenn die Datei noch nicht vorhanden ist, wird sie erstellt.
Manchmal ist es auch sinnvoll, eine Datei als Eingabe für einen Befehl zu verwenden. So können Sie beispielsweise mit dem Befehl tr Zeichen ersetzen, die aus einer Datei umgeleitet wurden, und das Ergebnis in die Standardausgabe, den Bildschirm, schreiben. Angenommen, Sie möchten alle Zeichen t
in der Datei file.txt
aus dem obigen Beispiel durch x
ersetzen und das Ergebnis auf dem Bildschirm ausgeben. Geben Sie dazu tr t x < file.txt ein.
Wie die Standardausgabe wird die Standardfehlerausgabe zur Konsole gesendet. Um eine Standardfehlerausgabe an eine Datei mit dem Namen fehler
zu senden, hängen Sie 2> fehler an den entsprechenden Befehl an. Sowohl Standardausgabe als auch Standardfehler werden in einer Datei mit dem Namen gesamtausgabe
gespeichert, wenn Sie >& Gesamtausgabe anhängen.
Die Verwendung von Pipelines bzw. Pipes ist ebenfalls eine Art von Umleitung. Allerdings ist die Verwendung der Pipe nicht auf Dateien beschränkt. Mit einer Pipe (|
) können Sie mehrere Befehle kombinieren, indem Sie die Ausgabe eines Befehls als Eingabe für den nächsten Befehl verwenden. Um beispielsweise den Inhalt Ihres aktuellen Verzeichnisses in less anzuzeigen, geben Sie ls | less ein. Dies ist nur sinnvoll, wenn die normale Ausgabe mit ls zu lang wäre. Wenn Sie z. B. den Inhalt des Verzeichnisses dev
mit ls /dev anzeigen, können Sie nur einen kleinen Teil des Fensters sehen. Die gesamte Liste können Sie mit ls /dev | less anzeigen.
Da Sie nun bereits eine Reihe von Dateien und Verzeichnissen erstellt haben, möchten Sie vielleicht Archive erstellen und die Daten komprimieren. Angenommen, Sie möchten das gesamte Verzeichnis test
in eine Datei packen, die Sie auf einem USB-Stick als Sicherungskopie speichern oder per eine E-Mail versenden können. Verwenden Sie hierzu den Befehl tar (für tape archiver (Bandarchivierung). Durch Eingabe von tar --help können Sie alle Optionen für den Befehl tar anzeigen. Die wichtigste dieser Optionen wird hier erklärt:
(für create, erstellen) Ein neues Archiv erstellen.
(für table, Tabelle) Inhalt eines Archivs anzeigen.
(für extract, extrahieren) Das Archiv entpacken.
(für verbose, ausführlich) Alle Dateien auf dem Bildschirm anzeigen, während das Archiv erstellt wird.
(für file, Datei) Wählen Sie einen Dateinamen für die Archivdatei. Beim Erstellen eines Archivs muss diese Option stets zuletzt gegeben sein.
Gehen Sie wie folgt vor, um das Verzeichnis test
mit allen Dateien und Unterverzeichnissen in ein Archiv mit dem Namen testarchiv.tar
zu packen:
Öffnen Sie eine Shell.
Verwenden Sie cd, um zu Ihrem Home-Verzeichnis zu wechseln, in dem sich das Verzeichnis test
befindet.
Geben Sie tar -cvf testarchive.tar test ein. Die Option -c
erstellt das Archiv, -f
macht es zu einer Datei. Die Option -v
listet die Dateien bei der Verarbeitung auf.
Zeigen Sie den Inhalt der Archivdatei mit tar -tf testarchiv.tar an.
Das Verzeichnis test
mit all seinen Dateien und Verzeichnissen befindet sich immer noch unverändert auf der Festplatte. Um das Archiv zu entpacken, geben Sie tar -xvf testarchiv.tar ein, aber versuchen Sie dies jetzt noch nicht.
Für die Dateikomprimierung ist die offensichtliche Wahl gzip oder bzip2 für ein verbessertes Komprimierungsverhältnis. Geben Sie einfach gzip testarchiv.tar (oder bzip2 testarchiv.tarein; in diesem Beispiel wird jedoch gzip verwendet). Mit ls sehen Sie, dass die Datei testarchiv.tar
nicht mehr vorhanden ist und dass die Datei testarchiv.tar.gz
stattdessen erstellt wurde. Diese Datei ist viel kleiner und daher besser geeignet für die Übertragung durch E-Mail oder für die Speicherung auf einem USB-Stick.
Entpacken Sie jetzt die Datei im zuvor erstellten test2
-Verzeichis. Geben Sie hierzu cp testarchiv.tar.gz test2 ein, um die Datei in dieses Verzeichnis zu kopieren. Wechseln Sie in das Verzeichnis mit cd test2. Ein komprimiertes Archiv mit der Erweiterung .tar.gz
kann entzippt werden mit dem Befehl gunzip. Geben Sie gunzip testarchive.tar.gzein ein. Dadurch wird die Datei testarchiv.tar
erstellt, die mit tar -xvf testarchiv.tar extrahiert oder "untarred" werden muss. Sie können ein komprimiertes Archiv auch in einem Schritt entzippen und extrahieren mit tar -xvf testarchiv.tar.gz (das Hinzufügen der Option -z
ist nicht mehr erforderlich). Mit ls können Sie sehen, dass ein neues Verzeichnis test
mit demselben Inhalt erstellt wurde wie das Verzeichnis test
im Home-Verzeichnis.
Nach diesem Schnellkurs sind Sie mit den Grundlagen der Linux-Shell oder der Kommandozeile vertraut. Sie können das Home-Verzeichnis bereinigen, indem Sie die verschiedenen Testdateien und Verzeichnisse mit den Befehlen rm und rmdir löschen. Unter Abschnitt 18.3, „Wichtige Linux-Befehle“ finden Sie eine Liste der wichtigsten Befehle und eine kurze Beschreibung ihrer Funktionen.